Reflektion - Die Magie der Selbstentwicklung III

Jan 4 / Christine Weber

Was bedeutet nun Selbstreflektion im Golf? Eigentlich geht es darum, dass du dir bewusstwirst, was dich auf dem Golfplatz in Schwierigkeiten bringt.

Der Auslöser von Schwierigkeiten liegt nämlich meist an einem taktischen Fehlentscheid und nicht an deiner Schwungtechnik.

Ich nehme das Beispiel nochmals auf, welches ich in einem vorhergehenden Artikel bereits benutzt habe und werde nochmals in aller Kürze den Prozess zu Golfen im Flow vorstellen:

Was ist mein Plan (Preview)

Mein Ball liegt gute 100m vor dem Grün. Meine Balllage ist perfekt, Mitte Fairway, Hindernisse. Ich plane einen Schlag mit Eisen 9 auf Mitte Grün zu landen. Ich lege den Schlagfokus darauf, den Ball in der Mitte des Schlägerkopfs zu treffen.

 

Was habe ich gemacht (Action)
Den Ball Mitte Schlägerkopf getroffen.

Was war das Resultat?
Ball war kürzer als gedacht und ist auf einem Sprühdeckel im Foregrün aufgesprungen und ist im Out gelandet.

Weshalb ist die Abweichung entstanden (Review)
Mein Plan war klar. Ich habe meine Schlagvorbereitung wie üblich ausgeführt und während dem Schlag meinen Schlägerkopf beobachtet. Ich habe den Schlag mit vollem Vertrauen geschwungen und den Ball optimal getroffen.


Der Ball flog weniger weit als ich gedacht hatte. Weshalb? Ich habe den Distanzverlust durch die leichte Steigung zusammen mit dem kühlen Wetter nicht berücksichtigt.

Reflektion der Pre-Shot Routine

Du siehst, zuerst reflektiere ich meine Preview: War der Plan klar? Entsprach der Plan meinem Können oder habe ich zu viel von mir erwartet? War ich zu meinem Plan committet?

Im Beispiel oben, war der Plan klar, der Schlag entsprach meinem Können, und ich konnte den Schlag mit Vertrauen durchziehen. Damit du den Unterschied verstehst, füge ich noch ein weiteres Beispiel hinzu.

Sagen wir, der Ball liegt neben dem Bunker, leicht erhöht, es hat fast kein Gras und schliesslich ist der Untergrund etwas holprig. Eigentlich scheint es nicht angebracht, für diesen Schlag ein Holz 3 zu wählen….

…. Und ich wähle trotzdem ein Holz 3, und mache alles andere in der Schlagroutine möglichst richtig, aber ein kleiner Zweifel bleibt …. Mit diesem Zweifel schlage ich den Ball wahrscheinlich nicht so wunderbar. Zumal der Treffpunkt sowieso nicht gut kommen kann, weil der grosse Schlägerkopf meines Holz 3 durch das holprige Fairway aufspringt und ich so den Ball leicht toppe.

Schau, eine schlechte Entscheidung ist wohl die grösste Ursache für einen schlechten Schlag. Auch bei vielen meiner Kunden im Saisoncoaching kommen wir zum gleichen Schluss: ein schlechter Schlag beginnt meist mit einer schlechten taktischen Entscheidung. Eine schlechte Entscheidung bedeutet, dass entweder der Schläger für die Balllage nicht optimal gewählt wird oder der geplante Golfschlag entspricht nicht dem Können des Spieler, der Spielerin.

Fassen wir zusammen. Nach einem schlechten Schlag, prüfe zuerst, ob du eine falsche taktische Entscheidung gefällt hast. Denn falls ja, dann ist das eine Erkenntnis aber auch eine Erleichterung. Denn du musst dich und deine Golftechnik nicht länger hinterfragen.

Ich mache mir auf meiner Scorekarte jeweils eine Notiz, wenn ich einen taktischen Fehler begangen habe. Und ich bin immer erstaunt, wie viele Folgefehler solche Fehlentscheide nach sich ziehen. Aber dies vertiefen wir in einem anderen Artikel.


Den Schlag reflektieren (Action)

Nun den Schlag reflektieren, da versuche ich einfach den Schlag nochmals nachzuspüren. In meinem Buch «In der Ruhe liegt dein Golf» erkläre ich vertieft, wie man dies macht. Denn ich unterscheide hier drei Ebenen: Kopf, Herz und Körper.

Meistens kritisieren wir nur aus dem Kopf – schlecht, rechts, im Wasser, von aussen gekommen. Wenn wir aber den Schlag nach-spüren, werden wir über die Sinne gewahr, was wirklich passiert ist. Vielleicht ist «von Aussen gekommen» eine Konsequenz, dass ich keinen Rhythmus fand, also zu schnell den Abschwung eingeleitet habe und dies ist wiederum ist Konsequenz, dass ich einen zu kurzen Schläger für diese Distanz ausgesucht habe (und unterbewusst um die Distanz wettzumachen,  zu stark auf den Ball schlagen wollte).

Solange wir kritisieren, wissen wir nicht, was wirklich passiert ist. Lediglich die Kritik «Schlecht» bringt uns herzlich wenig Benefit für unser Golfen im Flow. Wir müssen WISSEN! Um Wissen, resp. Erkenntnis zu gewinnen, benötigen wir alle Sinne. Die Augen (wie ist der Ball geflogen), die Ohren (wie hat der Treffpunkt getönt), das Körpergefühl (wie hat sich der Treffpunkt angefühlt, wie war der Rhythmus in meinem Schwung, wann kam die Drehung und wann begann der Abschwung).


ÜBER DIE AUTHORIN

Christine Weber

"Birdieputt ist mehr als Golf Mentaltraining Schweiz – es ist meine Passion, Menschen auf dem Golfplatz zu begleiten."
In ihren Kursen, Coachings und Golfgruppenreisen, verknüpft Christine Weber auf magische Weise ihre eigenen Erfahrungen als Golferin mit Handicap 4.5 und als Golf Mental Coach. Sie kennt die Nöte der Golferinnen und Golfer nur zu gut. In ihrem Buch “In der Ruhe liegt dein Golf” veranschaulicht sie mit unterhaltsamen Geschichten, warum uns Golf den letzten Nerv raubt.

Christine Weber ist 50 Jahre alt und hatte während rund 20 Jahren verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft und Verwaltung inne. Christine Weber ist Betriebsökonomin, Golf Mental Coach und Komplementärtherapeutin. 

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