Ein unstimmiges Golfspiel stimmen

Mar 6 / Christine Weber
Seit ein paar Wochen geistert die Idee in meinem Kopf, dass es einen starken übersichtlichen Artikel braucht, wie man sich aus einer schlechten Golfrunde retten kann. Versteht sich, dass die Schreiberin erst mal ergründen muss, was denn richtig schlechte Runden Golf ausmacht. Darüber handelt sich also dieser Artikel.

Beginnen wir mit einer Geschichte: Heute Morgen ging ich am Strand Meia Praia bei Lagos Portugal joggen. Joggen, um körperlich und mental in Bewegung zu kommen.

An diesem Strand hat es an gewissen Stellen unzählige Muscheln. Es sah bisweilen fast aus, wie auf einem Kiesweg. Wie ich so jogge und das Knacken und Knirschen unter meinen Füssen höre und spüre, frage ich mich wie lange diese Muscheln wohl benötigt haben, um sich zu formieren. Und ich zertrample und zerstöre, was vielleicht über Jahrtausende entstanden ist.

Etwa so unachtsam und zerstörerisch habe ich gestern wieder Golf gespielt. Wie ein Trampeltier.

Wenn im Golf nichts harmoniert

Natürlich habe ich in meinem Rucksack Dutzende von Tools und Werkzeugen, welche mir normalerweise helfen, meine Golfrunde zumindest mit Würde und akzeptablem Score abzuschliessen. Doch diese Werkzeugkiste bleibt verschlossen, wenn man mit einem Trampeltier-Mindset Golf spielt.

Leider war mir dieses Trampeltier-Mindset während der Runde gar nicht bewuss. Es schient, dass irgendein Zentrum in meinem Kopf gestern offline war. Es hat sich angefühlt, wie nichts zusammenpasst hat. Dann nützen tausend Tools und quick-fixes nichts.

Aber welche Zentrale Steuerung war denn gestern offline?

In meinem Buch in der Ruhe liegt dein Golf benutze ich ein bildliches und intuitives System, um die Ganzheitlichkeit des Golfspiels aufzuzeigen. Ich sage, dass Kopf, Herz und Körper in Harmonie sein müssen.

Auch wenn dies einfach tönt, kann ich dir garantieren, dass all die wissenschaftlichen Bücher die ich über Golf, Flow und Performance lese, vom gleichen Inhalt sprechen. Die vielen Hintergrundinformationen hochstehender Bücher fordert die linke logisch-denkende Hirnhälfte. Für mich braucht es, um in Flow zu kommen, eben weniger Logik und mehr Bilder, mehr Ganzheitlichkeit, mehr Harmonie. 


Kopf - Herz - Körper müssen gemeinsam Golf spielen

Also – was verstehe ich mit Kopf, Herz und Körper?

Der Kopf macht die strategische Führung des Golfspiel. Die Vorbereitung der Runde, das Course Management, das Erkennen, was auf dem Feld und in dir selbst gerade abgeht. Der Kopf muss die Steuerung des Ganzen übernehmen, so wie ein Dirigent sein Orchester im Griff haben muss. Aber der Dirigent selbst, spielt kein Instrument. Und das gilt auch für das Golfspiel. Der Kopf, muss unser Golfspiel aus einer ganzheitlichen Sicht steuern. Aber der Kopf darf kein Mikromanagement betreiben. Mikromanagement wäre, wenn er in den Bewegungsablauf des Golfschlags reinpfuscht.

Wenn der Kopf also wie ein Dirigent fungiert, dann ist der Körper ist das Orchester.
Der Körper spielt die Musik und führt unsere Golfschläge aus. Manchmal ist die Melodie unseres Golfspiel etwas dramatisch, der Körper also zu sehr forciert und angespannt. Dies muss der Dirigent wahrnehmen und herausfinden, wie er das ganze Orchester synchron wieder mehr in die Ruhe führen kann.

In Kürze zusammengefasst: Der Kopf steuert unser Golfspiel, indem er die Aufgaben, die auf dem Platz anstehen, 1.) erkennt, 2. verschiedene Lösungs-Möglichkeiten evaluiert, 3.) und entscheidet was dann zu tun ist. Der Golfschlag jedoch führt der Körper aus. Sowie die Musik durch ein Orchester gespielt wird und nicht durch den Dirigenten.


Das Herzstück unseres Golfspiels

Nun, das Wichtigste fehlt jedoch, das Herzstück. Damit ein schönes Musikstück gespielt werden kann, muss das ganze Orchester die gleichen Noten spielen. Mehr noch, das ganze Orchester muss bereit sein, sich auf das Stück, und die anderen MusikerInnen und den Dirigenten einzulassen. Die Absicht gemeinsam ein harmonisches Musikstück zu spielen, ist die Grundvoraussetzung, damit dies überhaupt passieren kann.

Im Golf muss ich mit Herz und Seele bereit sein, mich auf das Golfspiel einzulassen und die Harmonie zwischen Kopf und Körper aufrecht zu erhalten.

Wenn ich aus diesen Überlegungen meine Runde nochmals reflektiere:

  • Der Kopf hatte eine Strategie. Ich hatte meine magische Scorekarte dabei, ich hatte die Intention im „grünen Rhythmus“ zu spielen. Ich stelle dieses Konzept in meinem Buch, In der Ruhe liegt dein Golf vor. Ich bin nicht ins Mikromanagement gekommen und habe nicht an meinen Schlägen nicht rumgenörgelt. Ich war nur etwas verwundert, dass ich die Bälle rechts wie links ins Aus gespielt habe, auch wenn ich nur ein Eisen in den Händen hielt.

  • Der Körper, den habe ich nicht gespürt. Ich habe den „grünen Rythmus“ zwar beabsichtigt, aber hatte keine funktionierenden Sensoren, um wahrzunehmen, mit welchem Tempo ich spielte. Im Nachhinein verstehe ich besser. Vero hat am Morgen noch die Bemerkung fallen lassen, dass meine Haare „zu Berg“ stehen. Das ist in der Regel kein gutes Zeichen, dann stehe ich nämlich „unter Strom“. Offline von der Harmonie im Körper.

  • Das Herz habe ich wohl im Hotelzimmer gelassen. So kam keine Harmonie auf, bei keinem einzigen Loch. Meine Golfrunde hatte für mich keinen höheren Sinn… ich wollte einfach gut spielen und mein Matchplay gegen Vero gewinnen. Aber „gut spielen“ ist keine Motivation für mein Herz. Das funktioniert nur gut, solange man „gut spielt“. Wenn es schwierig wird, fehlt das Committment, die gleichen Noten für ein harmonisches Musikstück. Die Harmonie zwischen Kopf und Körper kann nicht entstehen, wenn das Herz nicht mitmacht.


Der höhere Sinn im Golf

Auf den Punkt gebracht: Ein höheres Ziel wäre vielleicht gewesen, wenn ich mir vorgenommen hätte, die Spieltaktik jeweils auf meinen mental-körperlichen Zustand abzustimmen. Ich stelle ja in meinem Buch das „Grün, Gelb, Rot“ System vor. Die grünen Schläge sind im Rhythmus oder Tempo etwas gedrosselt, die roten Schläge sind im Rhythmus oder Tempo eher im normalen oder höheren Bereich. Der gelbe Schlag liegt dazwischen.

Dieses Konzept kann man erweitern auf die Spieltaktik. Die „grüne Spieltaktik“ ist defensiv und dient den Ball im Spiel zu halten. Sie hilft mit einer (zu) hohen Körperspannung umzugehen. Die rote Spieltaktik ist mutig. Diese kann ich anwenden, wenn mein Kopf und Körper bereits im optimalen Zustand sind.

Hätte ich mir also diesen Rundenvorsatz genommen, wäre ich gezwungen gewesen, meine körperliche Spannung vor und nach dem Schlag jeweils abzuchecken und entsprechend die Strategie zu wählen.

Guter Auftrag also für die nächste Golfrunde. Ich freue mich wieder darauf.

By the way: Man kann sich immer auch fragen, welche weiteren Einflüsse auf den körperlich-seelischen Zustand einwirken. Nicht alles, was das Golfspiel stört, hat direkt mit dem Golfspiel zu tun. Ich realisiere nämlich, dass mir die vier  Wochen mit ständigem Hotelwechsel mächtig aufs Gemüt schlägt und es mir nicht mehr gelingt, meine gewohnte innere Ruhe zu finden. Ich bin also gespannt, was die Ferienwohnung nächste Woche mit mir und meinem Golfspiel macht.

Bin ich mal gespannt. Auf ein bald, herzlichst, Christine




ÜBER DIE AUTHORIN

Christine Weber

"Birdieputt ist mehr als Golf Mentaltraining Schweiz – es ist meine Passion, Menschen auf dem Golfplatz zu begleiten."
In ihren Kursen, Coachings und Golfgruppenreisen, verknüpft Christine Weber auf magische Weise ihre eigenen Erfahrungen als Golferin mit Handicap 4.5 und als Golf Mental Coach. Sie kennt die Nöte der Golferinnen und Golfer nur zu gut. In ihrem Buch “In der Ruhe liegt dein Golf” veranschaulicht sie mit unterhaltsamen Geschichten, warum uns Golf den letzten Nerv raubt.

Christine Weber ist 50 Jahre alt und hatte während rund 20 Jahren verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft und Verwaltung inne. Christine Weber ist Betriebsökonomin, Golf Mental Coach und Komplementärtherapeutin. 

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