Flow-Prozess, statt Alltagsstress

Jan 24 / Christine Weber
Wie im letzten Artikel über Multitasking angetönt, sehe ich zwischen Alltag und Golf Parallelen. Die Art und Weise, wie ich meinen Alltag bewältige, wiederspiegelt sich auch auf dem Golfplatz. Jedenfalls zeigt sich dies so bei mir persönlich.

Ich war ehrlich gesagt, manchmal stolz, dass ich im Büro sieben Sachen auf einmal bewältigen konnte. Kein Wunder fand ich den Büroalltag anstrengend. Im Grunde genommen, habe ich Effektivität und Lebensqualität verloren. Denn wer sieben Sachen zur gleichen Zeit macht, macht nichts mit Fokus und Achtsamkeit, bringt die Sachen kaum zum Abschluss.

Ohne Fokus entsteht keine Bestleistung. Niemals. Und das gilt auch fürs Golf spielen.
•    Niemand kann gleichzeitig Plaudern und eine gute Schlagvorbereitung machen.
•    Niemand kann den «verlorenen Schwung» wiederfinden, wenn er an sieben verschiedenen Schwunggedanken herumnörgelt.

Nein, ich sage nicht, dass es nicht möglich sei, Multitasking-Golf zu spielen, aber mit Multitasking erreicht man keine Bestleistung. Mit Multitasking wird alles hektischer, verzettelter und schneller. Flow ist anders, Flow ist ruhig, alles verlangsamt sich, es sind wenig Gedanken im Kopf, man ist fokussiert. Im Golf-Flow ist man fokussiert auf Weniges, statt auf Vieles (Multitasking). 

Man kann also konkrete Schritte verfolgen, die einem in Flow bringen können. Jedoch ist die Erwartung, dass Flow entstehen muss, wiederum nicht förderlich. Auch wäre eine Schritt-für-Schritt Anleitung, um im Golf in Flow zu kommen, nicht zielführend.

Um den Flow Zustand im Golf zu fördern, brauchen wir sowohl eine klare Struktur (strategische Handlungen) und eine bestimmte innere Haltung.

Gutes Golf braucht Struktur

Beginnen wir mit der Struktur. Die Struktur hilft, dass ich eine innere (mentale) Ordnung aufrechterhalten kann. In einem handicap relevanten Golfturnier habe ich keine Zeit, mir zu überlegen, wie ich mit herausfordernden Situationen umgehen will. Sondern, ich bin bereits darauf vorbereitet. Ich weiss was zu tun ist, sobald Herausforderungen auf mich zukommen. Und! Noch viel Wichtiger - ich will durch meine strategischen Handlungen zum vornherein Druck oder Stress vermeiden.

Ich fasse kurz zusammen, bevor wir weiterfahren:

Für das FlowGame unterscheide ich strategische Handlungen und eine innere Haltung. Die strategischen Handlungen sollen einerseits vermeiden, dass ich mich wegen dummen Entscheiden unter Druck bringe. Und, falls diese kommen, weiss wie ich darauf reagiere.

Strategische Handlungen sind wie eine "mentale Vorsorge". Lasst uns prüfen, was ich alles unter "mentale Vorsorge" verstehe.
 

Course Management

Das Course Management, oder ich nenne sie auch die Spiel-Strategie dient dazu, unnötigen Druck zu vermeiden. Druck erhöht meine Körperspannung und mit erhöhter Körperspannung gehe ich verkrampft an den Golfschlag. Verkrampft habe ich keinen Zugang zu meinen besten Golfschlägen.

Druck entsteht, wenn ich ausserhalb meiner Comfort-Zone Golf spiele. Ein Beispiel: Vor dem Grün befindet sich ein See. Ich kann entweder auf 150 Meter über den See das Grün angreifen oder auf 80 Meter vorlegen und mit dem nächsten Schlag aufs Grün spielen.

Wenn ich mich heute mit meinem Golfspiel sicher fühle und innerlich weiss, dass mir 8 von 10 Schläge auf 150 Meter gelingen, dann entscheide ich mich höchstwahrscheinlich dazu, den Ball aufs Grün zu spielen. Das ist ein Schlag, innerhalb meiner Comfort Zone. Umgekehrt, wenn ich (unterbewusst) weiss, dass mir nur 2 von 10 Bällen auf 150m carry gelingen, und den Schlag trotzdem risikiere, dann spiele ich diesen Ball ausserhalb meiner Comfort-Zone.

Früher, als ich noch keine strategische Ordnung in meinem Spiel hatte, war ich zu oft zu «no Risk, no Fun» Schlägen hingerissen. Aber die «no Risk, no Fun» Strategie hat oft eine Negativ-Spirale in Konsequenz: 

o    Strafschlag
o    Ich ärgere mich, über den Strafschlag
o    Ich zweifle an meinen Fähigkeiten
o    Meine Körperspannung erhöht sich
o    Und wahrscheinlich versuche ich in allem Frust (oder Zweifel) noch einen weiteren Schlag über den See … und so wird die Negativ-Spirale losgetreten.


 

Der Umgang mit mentalen Herausforderungen im Golf

Mit diesen strategischen Handlungen denke ich aber nicht nur an das Course Management, wie ich den Ball im Spiel behalte. Sondern ich habe auch eine Strategie, wie ich mit mentalen Herausforderungen umgehen will.

Um besser zu werden, reicht es nämlich meist, weniger schlecht zu reagieren. Ich verrate dir im nächsten Blog mehr zur Strategie im Umgang mit den mentalen Herausforderungen im Golfspiel.

Übrigens, im 3- tägigen Golfen im Flow Retreat an bekommst du eine konkrete Einführung, wie du deinen FlowProzess im Golf aufbauen kannst. Und mehr noch – mit dem FlowGuide hast du ein Instrument, damit du Tag für Tag an deinem Flow arbeiten kannst. Nicht nur im Golf, sondern für Beruf und Alltag. Wäre das was?

 
ÜBER DIE AUTHORIN

Christine Weber

"Birdieputt ist mehr als Golf Mentaltraining Schweiz – es ist meine Passion, Menschen auf dem Golfplatz zu begleiten."
In ihren Kursen, Coachings und Golfgruppenreisen, verknüpft Christine Weber auf magische Weise ihre eigenen Erfahrungen als Golferin mit Handicap 4.5 und als Golf Mental Coach. Sie kennt die Nöte der Golferinnen und Golfer nur zu gut. In ihrem Buch “In der Ruhe liegt dein Golf” veranschaulicht sie mit unterhaltsamen Geschichten, warum uns Golf den letzten Nerv raubt.

Christine Weber ist 50 Jahre alt und hatte während rund 20 Jahren verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft und Verwaltung inne. Christine Weber ist Betriebsökonomin, Golf Mental Coach und Komplementärtherapeutin. 

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