Reflektion - Die Magie der Selbstentwicklung II

Jan 2 / Christine Weber, Birdieputt

1.    Preview - Action - Review ist zu wenig sexy

Gute Frage? Vielleicht ist «Preview, Action, Review» einfach zu wenig sexy. Ich meine so als Begriff? Wenn ich ihn FlowProzess nennen würde, wäre man motivierter, die erforderlichen Rituale im Alltag einzubauen? Vielleicht schon, weil die Belohnung dies FlowProzesses im Wort enthalten ist.
Nämlich Flow. Es geht um Flow, um Glück, um Erfolg, um Erfüllung.
Nun, es muss aber weitere Gründe haben, weshalb wir Menschen diese täglichen Rituale, die kleinen Perlen des Glücks, nicht konsequent umsetzen.
Weshalb wohl?

2.    Das Hier und Jetzt ist weniger spannend

Nun ich rate mal weiter. In jedem Augenblick könnten wir uns entschieden, 1000 verschiedene Dinge zu tun. Ich kann mich grad jetzt dafür entschieden, auf die Terrasse zu stehen und die Spitzen der Sagrada Familia anzusehen, ich könnte eine Orange schälen, ich könnte meine Teetasse auffüllen, ich könnte mich woanders hinsetzen, ich könnte meine E-Mails checken, ein WhatsApp schreiben.... und so weiter. Du verstehst, was ich meine. Wenn man dabei ist etwas zu tun, kommen immer wieder neue Ideen, wie man seine Zeit in diesem Moment anders einsetzen könnte.

Ich sage jetzt bewusst «anders einsetzen». Denn es ist wie beim Wandern, der nächste Hügel in der Ferne, schaut immer faszinierender aus, als dort wo ich mich gerade aufhalte. «Das Andere» scheint immer attraktiver, als das, was ich gerade jetzt tue. Ausser beim Golf natürlich – lach!

Und nun fehlt zumindest ein weiterer Aspekt, der mir auf der Zunge brennt.


3.    Wir tun lieber Dinge, die uns unmittelbar gut fühlen lassen

Ich will mich gut fühlen. Und zwar jetzt gleich sofort. Das ist keine Kritik an die heutige Gesellschaft, das war schon immer so. Ich trage mir nach dem Duschen eine edle Gesichtscrème auf, weil sich die so nährend anfühlt, streiche mir mit Haarbalsam durchs Haar, weil es meine Haare so geschmeidig macht, das Parfüm, die Kleider, die Schuhe, das Auto, die Golfausrüstung. Alles vermittelt mir Wert, Mehrwert, Selbstwert.

Wenn ich mir am Morgen einen Grüntee vorbereite, die losen Teeblätter ins Teekännchen aus japanischer Keramik schütte und mich schon am Geruch des Teeblatts erfreue, dann stärkt das mein Selbstwertgefühl. Mehr als ein Tee Crème in einem Teeglas, zubereitet mit einem Lipton Schwarztee und einem Kafirähmli.

Ich zelebriere all diese Rituale, um mich gut zu fühlen. Ich treffe Leute, die ich achte und mir guttun. Ich spiele auf den schöneren Plätzen Golf, weil mir das einen Mehrwert bietet. Oder jemand spielt lieber auf dem günstigeren Platz Golf, weil es ihm Freude macht, Greenfee zu sparen. Eigentlich völlig Wurst, jeder macht in seinem Wertsystem das, was ihm Freude bereitet.

4.     Review passieren lassen, hiesst sich im Spiegel zu sehen

Und jetzt geht es ja um den FlowProzess «Preview, Action, Review». Und was machen wir da? Wir reflektieren, was funktioniert hat und vor allem, weshalb etwas nicht funktioniert hat. Wir machen Selbstreflektion.

Reflektieren müsste von Reflektion kommen, vom Abbild, der Spiegelung. Wir spiegeln ein Ereignis nochmals im Kopf durch und wiedererleben diese Situation. Ja, das kann unangenehm sein. Wir machen Selbstreflektion nur dann, wenn es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Wenn wir hinschauen müssen, weil sonst der Preis fürs Nicht-Hinschauen noch grösser ist, als der Schmerz hinzuschauen.
Macht Sinn, dass passt ja zu Punkt 3 – wir tun Dinge, die uns gut fühlen lassen.

Und jetzt kommt eigentlich der Clue der ganzen Sache. Selbstreflektion wäre im Grunde gar nicht so schmerzhaft, wie man meinen könnte. Augenbrauen zupfen oder sich eine Thai Massage machen lassen, ist ein Vielfaches brutaler.
Ich habe oben eingeführt, dass die Reflektion von Spiegeln kommt, sich selbst spiegeln.

Wenn jemand von deinen Golfschwung ein Video dreht und du es nachher anschaust, wirst du Sachen in deinem Schwung entdecken, die du vorher nicht wahrgenommen hast. Du erkennst dank der visuellen Reflektion via Video.
Im Gleichen Sinn kannst du deine Handlungen im Alltag oder auf dem Golfplatz reflektieren. Stell dir vor, du siehst jemand im Spiegel, der so aussieht wie du.
Die Person im Spiegel bist NICHT du, sondern sie durchlebt nur die gleichen Dinge wie du sie durchlebt hast.


o    Sie fühlt sogar die gleichen Gefühle und Emotionen, wie du sie erlebt hast.
o    Sie reagiert gleich, wie es dir passiert ist.
o    Aber die Person im Spiegel bist NICHT du!


Diese Des-Identifikation mit der Spiegelung ist deshalb so wichtig, weil es ja lediglich darum geht, das Muster zu erkennen und zu sehen, wie wir in gewissen Situationen reagiert haben. Wir wollen Bewusst-Werden, wie wir in gewissen Situationen reagiert haben, damit wir das Reaktionsmuster kennenlernen. Sobald wir ein Muster kennen, es uns bewusst wird, haben wir eher die Möglichkeit, eine Reaktionskaskade zu unterbrechen.

Was ich genau mit Reaktionskaskade meine und was das konkret im Golf bedeutet, erläutere ich im nächsten Artikel.

ÜBER DIE AUTHORIN

Christine Weber

"Birdieputt ist mehr als Golf Mentaltraining Schweiz – es ist meine Passion, Menschen auf dem Golfplatz zu begleiten."
In ihren Kursen, Coachings und Golfgruppenreisen, verknüpft Christine Weber auf magische Weise ihre eigenen Erfahrungen als Golferin mit Handicap 4.5 und als Golf Mental Coach. Sie kennt die Nöte der Golferinnen und Golfer nur zu gut. In ihrem Buch “In der Ruhe liegt dein Golf” veranschaulicht sie mit unterhaltsamen Geschichten, warum uns Golf den letzten Nerv raubt.

Christine Weber ist 50 Jahre alt und hatte während rund 20 Jahren verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft und Verwaltung inne. Christine Weber ist Betriebsökonomin, Golf Mental Coach und Komplementärtherapeutin. 

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