Reflektion - Die Magie der Selbstentwicklung

Jan 1 / Christine Weber, Birdieputt

Auf die Plätze, fertig, los ….


Ich habe im vorherigen Blog über meine 4 – 4444 Schritte Preview – Action – Review angetönt. Im ständigen Wiederholen von Preview – Action – Review liegt der Fortschritt und die Selbstentwicklung, sei es im Golf, beruflich oder persönlich.

Zugegeben, die Anzahl der Schritte 4 – 4444 war übertrieben, in diesem konkreten Beispiel zumindest. Vom Entschluss, dass ich meinen Bürojob nicht bis zur Pension behalten und meinen Lebensunterhalt durch meine Passion bestreiten will, sind bis heute vielleicht 1400 Tage vergangen und nicht 4440. Aber mir war es wichtig, die Bedeutung des «bewussten Alltags» hervorzuheben.

Ja, ich glaube die Magie des Fortschritts liegt in diesem ständigen Prozess von Planung, Handlung, Reflektion. Die Konsequenz daraus ist das Bewusstwerden über unsere Stärken und wo wir noch Verbesserungspotenzial haben. Wir werden bewusster, welche Ereignisse welche Reaktionsmuster in uns auslösen, welche Handlungen welche Resultate bringen.

Denn der wichtigste Schritt in der Veränderung ist die Erkenntnis, die Selbsterkenntnis. Damit meine ich nicht, dass es eine Erkenntnis ist, dass ich heute 22 Nettopunkte gespielt habe und mein Name im unteren Drittel auf der Rangliste erscheint. Das ist keine Erkenntnis, das ist eine Tatsache.

So einfach gibt sich die Erkenntnis nicht zu erkennen, sonst gäbe es weniger Arbeit für uns Coaches und Golfpros. Die Erkenntnis kommt bestenfalls nach der Selbstreflektion.

Beginnen wir also den Preview – Action – Review besser zu verstehen. Preview – Action – Review kann den ganzen Tag umfassen, eine ganze Golfsaison, eine Golfrunde und bestenfalls den einzelnen Golfschlag.

Preview - Action - Review

Dieser Prozess läuft immer gleich ab:

-        Was habe ich geplant (Preview)
-        Was habe ich gemacht (Action)
-        Was war das Resultat?
-        Weshalb ist die Abweichung entstanden (Review)

Dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass ich das Resultat selbst nicht in den Titel aufgenommen habe. Dies hat damit zu tun, dass ich das Resultat nicht vollends selbst beeinflussen kann. Ich kann einen perfekten Golfschlag planen (Preview), und ihn sogar perfekt ausführen (Action) und das Ergebnis kommt fatal heraus, weil der Ball auf einem Sprühdeckel aufspringt, auf einen Stein abgelenkt wird und schliesslich im Aus landet. Das Ergebnis selbst liegt ausserhalb meiner vollständigen Kontrolle. Mit Review kann ich aber Preview und Action reflektieren.

Es ist ja meist unwahrscheinlich, dass das Resultat exakt dem Plan entspricht. Das ist im Leben so und auch im Golf. Ich habe PGA Profis sagen hören, dass pro Runde oder Turnier wohl 3 bis 5 Schläge genauso rauskommen, wie sie geplant hätten.

Also ist genau dieser Moment der Abweichung zwischen Plan und Resultat unsere Chance, um Erkenntnisse zu sammeln. Mit anderen Worten, du planst einen Golfschlag und dann spielst du ihn. Dann gibt es eine Abweichung zwischen wo dein Ball liegt und wolltest du ihn Hinspielen wolltst. Die Abweichung zwischen Plan und Resultat.

Und nun müssen wir grad etwas präziser werden. Es geht nicht um die Abweichung selbst, sondern um das Weshalb es eine Abweichung gegeben hat. Die meisten Spieler und Spielerinnen verpassen nämlich hier die Chance, sich im Golf schneller zu verbessern. Die meisten SpielerInnen lenken ihre Aufmerksamkeit lediglich in die Abweichung selbst und kritisieren das Ergebnis, ihre Leistung. Kritik weckt Emotionen und die sind in der Regel nicht förderlich für unser gutes Golfspiel.

Ich schweife kurz ab, was ich zu oft beobachte: Die allermeisten SpielerInnen bewerten ihren Golfschlag umgehend nach dem Schlag. Bei einem super Schlag freuen sie sich, bei einem akzeptablen Schlag (der absolut gut spielbar auf dem Fairway liegt), kommentieren sie, dass sie ihn nicht ganz so kurz und rechts haben spielen wollen. Und falls der Schlag schlecht war, ist dies sowieso ein kleiner Weltuntergang. Und ich wage zu behaupten, dass je weiter ein Spieler, eine Spielerin von ihrem Golf-Potenzial entfernt ist, desto weniger gut kann sie aus Fehlern auf dem Golfplatz lernen.



Denn genau diese Bewertung «gut», «schlecht», «zu weit rechts» unterbricht den Lerneffekt. Ständiges bewerten unserer Schläge und Selbstkritik helfen uns keinen Deut weiter in der Bewusstwerdung. Im Gegenteil, aber dies vertiefen wir ein anderes Mal in diesem Blog. Wer jetzt schon mehr darüber nachlesen will, findet in meinem Buch In der Ruhe liegt dein Golf die gehirnphysiologischen Auswirkungen des ständigen Rumnörgelns an unseren Schlägen.

Bleiben wir mehr in der Makroebene, im grossen Ganzen, in der Magie der Selbstentwicklung.

Ich habe vorhin präzisiert, dass es nicht um die Abweichung selbst, sondern um das Weshalb der Abweichung geht. Sobald wir uns eine Frage stellen, kriegt unser Gehirn den Auftrag etwas zu reflektieren, zu vernetzen, zu verstehen. Die Aufmerksamkeit wird konstruktiv gelenkt und wir bleiben eher auf der Sachebene. Die Sachebene analysiert neutral und nicht wie Kritik emotional. Dadurch kann der Lerneffekt entstehen.

Nehmen wir das Beispiel von oben: Ich spiele einen Ball, der auf einem Sprühdeckel aufspringt und im Out landet.

-        Was habe ich geplant (Preview)
Einen Schlag mit Eisen 9 auf Mitte Grün zu landen. Ich lege den Fokus darauf, den Ball in der Mitte des Schlägerkopfs zu treffen.

-        Was habe ich gemacht (Action)
Den Ball Mitte Schlägerkopf getroffen.

-        Was war das Resultat?
Ball war kürzer als gedacht und ist auf einem Sprühdeckel aufgesprungen und ist im Out gelandet.

-        Weshalb ist die Abweichung entstanden (Review)
Ich habe den Schlag einwandfrei geschwungen und den Ball optimal getroffen. Der Ball flog weniger weit als ich gedacht hatte. Weshalb? Ich habe den Distanzverlust durch die leichte Steigung zusammen mit dem kühlen Wetter nicht berücksichtigt.
 
Diese Spielsituation hätte vielleicht manchen Spieler in die Weissglut getrieben. Aber die Erkenntnis hier war ja ganz simpel. Kühles Wetter und für die nächsten paar Löcher muss etwas mehr Distanz einberechnet werden.

Besser als kühles Wetter ist, wenn man im Golf einen kühlen Kopf bewahren kann. Man muss Strategien entwickeln, um nicht emotional und hitzköpfig zu werden. Mit diesem Preview – Action – Review ist der erste Schritt getan. Mehr dazu folgt!
ÜBER DIE AUTHORIN

Christine Weber

"Birdieputt ist mehr als Golf Mentaltraining Schweiz – es ist meine Passion, Menschen auf dem Golfplatz zu begleiten."
In ihren Kursen, Coachings und Golfgruppenreisen, verknüpft Christine Weber auf magische Weise ihre eigenen Erfahrungen als Golferin mit Handicap 4.5 und als Golf Mental Coach. Sie kennt die Nöte der Golferinnen und Golfer nur zu gut. In ihrem Buch “In der Ruhe liegt dein Golf” veranschaulicht sie mit unterhaltsamen Geschichten, warum uns Golf den letzten Nerv raubt.

Christine Weber ist 50 Jahre alt und hatte während rund 20 Jahren verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft und Verwaltung inne. Christine Weber ist Betriebsökonomin, Golf Mental Coach und Komplementärtherapeutin. 

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